Endlich den Schein in der Hand – und dann? Vom Rookie zum Streckenflieger!

Die Tage vor dem eigentlichen Streckenflug sind für mich mittlerweile in der Regel genauso spannend geworden wie der Flug selbst. Wie heißt es so schön: Vorfreude ist die schönste Freude. Aber eins nach dem anderen.

 

Endlich den Schein in der Hand! Ein Grund, sich darüber Gedanken zu machen, wie es nun fliegerisch weiter gehen soll. Auf einmal steht kein Fluglehrer mehr „im Weg“, den man fragen muss, ob man fliegen darf. Auf einmal darf man in den Flieger einsteigen und dorthin fliegen, wohin man möchte. Und schon fängt die Ratlosigkeit an. Wohin soll ich fliegen und kann ich das alleine überhaupt? Wo gibt es Thermik außerhalb der bekannten Hot-Spots am Flugplatz? Fragen über Fragen.

 

Seit dem Erhalt meiner Pilotenlizenz sind mittlerweile 3 Jahre vergangen. Nun hatte ich persönlich bereits vor meinem Scheinerhalt oft das Vergnügen mit einem erfahrenen Streckenflieger diverse Streckenflüge in unserem DuoDiscus T miterleben zu dürfen. Unvergessen bleibt dabei der Flug vom 30.5.2015, während dem wir in einer Zeit von 1:30 Stunde gut 210 km Land im wahrsten Sinne des Wortes unter uns durchfliegen sahen und uns danach am Thüringer Wald wiederfanden. Diesen kannte ich bis dahin nur von Besuchen bei Freunden als Ziel langer Autofahrten, welche in der Regel nicht unter 4 Stunden lagen. Verrückt, was mit einem Segelflieger möglich ist. Mich hatte das Streckenflugfieber gefasst!

 

Bild: Zella-Mehlis in Blickrichtung Suhl

 

Ab diesem Zeitpunkt wurde mir klar: Das willst du auch können!

Es sollten zwei Jahre ins Land Streichen, bis ich mich als eigenverantwortlicher Flugzeugführer (engl. PIC) wieder über dem Thüringer Wald befand. Am 14.06.2017 war es soweit. Ich saß zusammen mit einem Flugschüler, so wie ich es damals war, in unserem Vereins-DuoDiscus. Unser Ziel: der Thüringer Wald. Diesmal ging es nicht so schnell, aber gegen Nachmittag war es dann endlich soweit! Es stellte sich ein Gefühl ein, welches schwierig zu beschreiben ist. Ein Gefühl von Glück, gepaart mit dem Stolz, es geschafft zu haben. Den Weg zurück haben wir dann entspannt gemeistert. Am Ende war mein erster 600 km Flug in einem Segelflugzeug vollbracht.

 

Bild: Die letzte Wolke auf dem Heimweg gegen 18 Uhr

 

Seitdem suche bzw. plane ich verschiedenste Strecken, die ich gerne mit dem Segelflieger Abfliegen möchte. Mein persönliches (noch nicht erreichtes) Ziel ist es, einmal den Luftraum Frankfurt zu umfliegen. Damit das klappt, müssen jedoch einige Parameter passen: Da wir ohne Motor fliegen und demzufolge auf Thermikaufwinde angewiesen sind, muss u.a. das Wetter entsprechend mitspielen. Bereits 3-4 Tage vor dem eigentlichen Flug fängt dann das Rätselraten und Ein- bzw. Abschätzen der Wettersituation an. Letzten Mittwoch war die Prognose gut, dass es am nachfolgenden Wochenende mit der geplanten Route klappen könnte. Ich hatte mir einen Flieger reserviert, das Wetter sah vielversprechend aus und auch meine liebste Freundin ließ mich an dem Samstag ziehen.

 

Der Morgen des 19.5. kam. Ich mache es kurz: Es wurde am Ende eine alternative, aber nicht weniger schöne Route um den Luftraum Frankfurt-Hahn herum. Zumindest kam in der Streckenführung Frankfurt vor 🙂 . Warum hat es am Ende dann doch nicht geklappt? Unser Duo kam frisch aus der Werkstatt und musste daher zuerst wieder zusammen gesteckt werden (an dieser Stelle nochmal einen Dank an den Rückholer). Bis der Flieger fertig war und mit uns am Start stand, verging viel Zeit und gefühlt war der halbe Tag vorbei. An dieser Stelle kommt dann immer wieder die Erkenntnis:  Gut vorbereitet ist halb gewonnen bzw. geflogen.

 

Nun warte ich weiter auf die passende Gelegenheit zur Umrundung der geplanten Strecke. Aber ich bin mir sicher, der Tag wird kommen.

 

Bild: Flugstrecke um den Luftraum Frankfurt

 

Oft werde ich gefragt, was für mich die Faszination des Segelflugs ausmacht. Leider lässt sich das nicht in zwei Sätzen zusammenfassen und ich beantworte die Frage gerne mit der Einladung, einmal am Platz vorbei zu kommen und eine Runde mitzufliegen. Die meisten steigen nach der Landung mit einem Grinsen im Gesicht aus. Das sagt dann mehr als 1000 Worte.

 

An dieser Stelle möchte ich einen großen Dank an Fabian Krause aussprechen, von dem ich viel über das Fliegen und den Streckenflug lernen konnte. Und natürlich an meine Freundin, die mir stets die Freiheit gibt, dieses wunderbare Hobby ausüben zu können.

 

In diesem Sinne kann ich jedem jungen Scheinpiloten, der auf Strecke gehen will, den Tipp geben, sich seinen „persönlichen Fabian“ zu suchen und fleißig im Doppelsitzer zu üben.

Auf zur nächsten Vorbereitung, das Wetter am Wochenende sieht gut aus 🙂 .

 

P.S.: Für angehende Streckenflieger hier ein Tool zum Planen von möglichen Strecken.

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