Ende der Flugsaison und trotzdem noch Streckenflug?

Wenn die Blätter langsam ihren Farbton ändern und in ihrer gesamten Farbvielfalt in der Herbstsonne funkeln, leutet das für uns zumeist die bevorstehende Werkstattsaison ein. Die Tage werden nun deutlich kürzer und die Energie der Sonne reicht in der Regel nicht mehr aus, um die für uns so notwendige Thermik auszulösen.

Das Ende der Thermik heißt jedoch nicht, dass wir nicht mehr fliegen können. So nutzen wir in der dunklen Jahreszeit tatsächlich den im allgemein mit dem Segelfliegen assoziierten „Wind“, um motorlos große Strecken zurücklegen zu können.

Wie funktioniert das eigentlich? 

Trifft Wind auf ein topgraphisches Hindernis beispielsweise einen Berg, so wird die Luftmasse nach oben abgelenkt und fällt auf der Rückseite wieder herunter. Dabei entsteht eine sich fortsetzende Schwingung der Luftmasse, eine sogenannte „Welle“ (ähhnlich einem Flummi, der eine ganze Weile weiter springt, sobald man ihn einmal in einer leichten Vorwärtsbewegung fallen lassen hat).

Fliegt man nun dort, wo der Flummi nach oben springt (im aufsteigenden Ast), sind Steigwerte bis zu 10 m/s möglich, die bei optimalen Bedingungen bis mehrere Kilometer in die Höhe reichen. Das sind Flugbedingungen von denen eine jede Segelfliegerin/ein jeder Segelflieger träumt. Damit dies jedoch auch wirklich passiert, müssen eine ganze Menge an Zutaten in der richtigen Dosierung zusammenspielen. Neben der richtigen Luftfeuchtigkeit, der richtigen Windrichtung und Stärke, ist der Windverlauf in der Höhe ebenso von besonderer Bedeutung. 

Wie hoch diese Bedingungen ein Segelflugzeug wirklich bringen können, zeigen die Weltrekordflüge der Perlan 2, in der es 2018 in einer „Welle“ über den Anden in einem modifizierten Segelflugzeug bis auf über 23.000m Höhe ging.

Dieses Wetterphänomen machte sich Nils, unser Nachwuchspilot im Leistungskader, mit ein paar Freunden vom LSV Radevormwald zu nutze und floh so geschickt vor der Werkstattarbeit nach Tschechien. Genauer gesagt ins Altvatergebirge nach Jesenik. Das Fluggebiet dort ist zu der Jahreszeit prädestiniert für schöne Wellenflüge und bietet mit entsprechenden Lufträumen und dem nahe gelegenen Riesengebirge eine optimale Ausgangslage für ausgedehnte Wellenflüge.

Hier also Auszüge aus seinem Bericht:

„Nach etwa 10 Stunden mühseliger Anreise, die gefühlt nur aus dem Befahren der A4 bestand, kundschafteten wir zunächst die örtlichen Restaurants aus. Während des Abendessens erkundigten wir die unterschiedlichen Wettermodelle der Firmen Skysight, Topmeteo und des DWD (Deutschen Wetterdienstes), die alle für die nächsten drei Tage gute Bedingungen vorhersagten. So organisierten wir für die nächsten Tage einen Schlepppiloten, der bereit war, früh aufzustehen und bei Sonnenaufgang die ersten Schlepps durchzuführen. So musste also auch der Wecker im Urlaub auf fünf Uhr gestellt werden, was dann doch eine gewisse Herausforderung für alle bedeutete. Im Dunklen bereiteten wir dann am nächsten Morgen alles für die ersten Starts vor. Ein letztes Mal konnte ich also mein Förderflugzeug, die „EP“ D-6318, einen Nimbus 4 der Bundeskommission Segelflug so richtig ausnutzen.

Um 07:30 Uhr ging es dann los. Hinter der Zlin, die ohne Schalldämpfer nicht zu überhören ist, ging es dann etwa 13 Minuten lang in Richtung des Altvatergebirges. Schon im Schlepp machte sich die für eine Welle charakteristische vorausgehende laminare Strömung bemerkbar, der sogenannte „Rotor“. Dieser schüttelt einen einmal mächtig durch. Sobald man diese Phase der Welle durchflogen war, blieb das Variometer meines Flugzeuges stehen – als Zeichen dafür, dass ich nun den Schleppflug beenden konnte. Dann ging es los..

Wunderschöne Wolkenformationen machten sich vor mir breit. Das Gefühl, nur im Geradeausflug zu steigen, ist unbeschreiblich. Als wir dann noch im Team flogen und den Förderflieger in dieser Kulisse ein letztes Mal ablichten konnten, hatte es sich für uns schon völlig gelohnt, die lange Anreise auf uns zu nehmen.

Nach dem Abendessen war dann auch schon um 21 Uhr Schlafenszeit angesagt. Die nächsten 5 Tage sollten täglich dieser Routine unterliegen – morgens früh raus, abends früh ins Bett. Die Tage entlohnten uns dafür hervorragend: malerische Wolkenbildern, traumhafte Flüge und abends sehr gutes Essen.

Der Fünfte Flugtag in Folge sollte dann das absolute Highlight werden. Ungewöhnlich schnell musste ich den Sauerstoff einschalten. Und ungewöhnlich schnell musste ich meinen Heizsocken die maximale Leistung abverlangen. Auf fast 6000 Metern war es dann doch ziemlich frostig, etwa -25° C. 

Der Ausblick war im wahrsten Sinne des Wortes unbeschreiblich. An den verbleibenden Tagen war dann etwas Zeit für „Urlaub“. Mit strahlendem Sonnenschein lässt es sich dort auch gut wandern oder mountainbiken. Alles in allem eine wahnsinnig tolle Zeit mit grandioser „Flugtagquote“.

Wenn Ihr auch über den Wolken grenzenlose Freiheit genießen wollt, was auch bei uns in Eudenbach möglich ist, kommt doch einfach mal vorbei.

Hier noch weitere Impressionen:

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